Manchmal werde ich gefragt, was das „Geheimnis“ der Spirituelle Intelligenz ist und warum sie so besonders ist. Was sie besonders macht ist das Zusammenwirken von 4 Intelligenzen, die miteinander inspirierende Persönlichkeiten formen.
Doch hinter dieser Frage steht oft ein noch anderes Interesse. Wie kann man das eigentlich lernen? Gibt es Schritte oder Bausteine für dieses spezielle Thema der Persönlichkeitsentwicklung, die den Weg ebnen? Was sind die notwendigen Zutaten, damit am Ende auch ein spirituell intelligentes Handeln steht?
Wenn ich beschreibe, was Spirituelle Intelligenz in der Summe ausmacht, lande ich sehr schnell bei 4 Intelligenzen, welche wir als unterschiedlichen Zugänge zur Welt erleben: die physische Intelligenz, die kognitive, die emotionale und die spirituelle. Jede für sich schon ein wichtiger Zugang zur Welt, der unser Menschsein ausmacht. Jede für sich ein großes Thema, das einen über Jahre beschäftigen kann und in dem wir als Persönlichkeit reifen können. Zusammen und passend kombiniert sind sie das Geheimnis für die Spirituelle Intelligenz.
Die physische Intelligenz als Fundament
Das Fundament bildet unsere physische Intelligenz. Unsere Fähigkeit, unseren Körper in seinen unterschiedlichen Möglichkeiten wahrzunehmen, aber auch für ihn angemessen zu sorgen und die Signale zu lesen, die er uns schickt. Das mag selbstverständlich klingen, ist es aber für viele Menschen gar nicht. Auch ich kenne von mir Zeiten, in denen ich oft über meine eigenen Grenzen gegangen bin und mich dann gewundert habe, warum a. mein Körper seinen Tribut fordert und b. ich selber vielfach mich innerlich überhaupt nicht balanciert gefühlt habe.
Und so konnte und musste ich lernen, eine neue Beziehung zum meinem Körper aufzubauen. Ihn wertzuschätzen und es überhaupt nicht für selbstverständlich zu nehmen, dass die Füße mich über viele Kilometer tragen und gut ans Ziel bringen. Oder es als nicht selbstverständlich zu nehmen, dass das Herz unaufhörlich schlägt. Die physische Intelligenz trainieren: es beginnt mit der Achtsamkeit für die körperlichen Bedürfnisse und mündet in einem aktiven Training für den Körper. Heute weiß ich, dass ich selber innerlich nicht präsent sein kann, wenn mein Körper hier aus der Balance ist.
Ein Gespür für den Körper entwickeln
In der Arbeit erlebe ich, dass es vielen Menschen ähnlich geht. Darum gehört zur Entwicklung einer Persönlichkeit, die Spirituelle Intelligenz aktiv nutzen möchte, die Aufgabe, ein Gespür für den Körper zu entwickeln. Das klingt einfach, ist es für viele aber gar nicht. Manche Menschen sind so im Kopf, dass es ihnen schwer fällt überhaupt zu beschreiben, was sie im Körper spüren. Und dann kommen Antworten, die so beginnen: „Ich denke, dass im Moment …. „.
Manchen ist das Hineinspüren in den physischen Körper so fremd, dass sogar das Vokabular fehlt, um das, was sie spüren, angemessen zu benennen. Hier treffen sich also Kompetenzen der physischen und der emotionalen Intelligenz. Beides aber brauchen wir, wenn wir im Rahmen der spirituellen Intelligenz die Intuition als Quelle der Information nutzen wollen. Unser Körper ist so viel schneller als unser Verstand in der Lage, uns Informationen für Zusammenhänge mitzuteilen. Genau das macht ihn so wertvoll, wenn wir die Signale lesen können. Und er ist ein Seismograph, wenn es darum geht, aus Weisheit und Mitgefühl zu handeln. Oder wenn es darum geht, Spannungen aufzuspüren z.B. im Miteinander in einer Gruppe.
Den Verstand schärfen als weiteren Baustein der Persönlichkeit
Wir brauchen aber auch die kognitive Intelligenz als weiteren Baustein der Spirituellen Intelligenz. Sie hilft uns kritischen Fragen nachzugehen und nicht leichtgläubig Dinge einfach nur zu akzeptieren. Darum gehört zu der Möglichkeit, Spirituelle Intelligenz aktiv zu nutzen auch eine Schulung unserer inneren Denk-Flexibilität. Für manche Menschen beginnt dieses schon damit, dass sie erstmals für sich selber entdecken, wie ihre inneren Denkprozesse ablaufen. Also quasi in Bausteine zerlegen, was zwischen Ereignis im Außen und unserer Reaktion darauf in uns passiert. Die Abstraktionsleiter von Peter Senge ist da ein tolles Hilfsmittel.
Neben dieser Innensicht sind jedoch auch weitere Themen wesentlich, z.B. Werte. Denn wie soll ich, ohne meine eigenen Werte und die möglichen Werte anderer Menschen gut zu verstehen zu klugen und auch weitreichenden Entscheidungen kommen können? Andere Menschen starten ihren kognitiven Lernprozess mit einem kreativen Umgang von Polaritäten, um daraus zu weitreichenden Win-Win-Win Lösungen zu kommen.
Denn auch das ist eine Erkenntnis, die sich mir im Laufe der Jahre immer differenzierter erschloss. Jede und jeder startet in diesem Prozess der Persönlichkeitsentwicklung an einer anderen Stelle. Jede und jeder hat eigene Themen, welche für sie oder ihn in diesem Kontext bedeutsam sind. Vielleicht schätze ich gerade deshalb das Assessment so, das Cindy Wigglesworth in diesem Kontext entwickelt hat. Denn es ermöglicht sehr individuelle Einblicke in die nächsten Schritte, die für diese individuelle Person hilfreich sein können.
Emotionale Intelligenz stärken
Emotionale Intelligenz – vielleicht die Intelligenz, die wir am häufigsten mit dem Thema der Persönlichkeitsentwicklung verbinden. Sie ist neben den anderen ein wichtiger Baustein der Spirituellen Intelligenz. Denn die damit verbundene Fähigkeit, eigene Emotionen wahrzunehmen und ggfs. auch zu steuern, ist so hilfreich im Miteinander. Nicht nur, dass wir viel klarer erkennen, wann wir selber auf Autopilot Ego geschaltet haben, weil irgendwo unser Innerstes auf Verteidigung geschaltet hat. Auch die Fähigkeit, weitreichende und für viele wohltuende Entscheidungen zu treffen, braucht diese Intelligenz der Freiheit. Denn letztlich können wir emotionale Intelligenz auch so verstehen: als eine Intelligenz, die uns frei macht: von ungesunden Zwängen, von der Angst vor Bindung, von Selbstüberheblichkeit und vielem mehr.
Spirituelle Intelligenz als verbindende Intelligenz
Diese innere Freiheit öffnet letztlich den Raum für die Spirituelle Intelligenz. Sie ebnet den Weg, dass wir uns dieser höheren Kraft des Göttlichen anvertrauen können. So entsteht die Möglichkeit zur Präsenz. Wir kommen im Hier und Jetzt an – und unsere gesammelte Aufmerksamkeit kann bei dem sein, was jetzt gerade ist, was gerade entsteht. Aus dieser Aufmerksamkeit entsteht die Ahnung des Möglichen, der Moment der Intuition, das Aha der Erkenntnis, welche Zukunft schafft. In großer Vielfalt können wir sie nutzen, wenn die anderen drei Bausteine sie stärken und ein stabiles Fundament bilden.
Das Geheimnis ist also, dass diese 4 Intelligenzen nicht nebeneinander existieren, sondern miteinander verknüpft werden. Solches können und müssen wir lernen. Die Veranlagung dazu tragen die meisten Menschen in sich. Sie zu nutzen ist dann Teil der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit.
Und wenn uns das alles viel zu theoretisch und kompliziert erscheint, dann reicht es vielleicht ja auch schon, die 4 Anregungen von Steven R. Covey zu beherzigen. Er war ein bekannter Organisationsentwickler, der sich früh mit der Frage auseinander gesetzt hat, warum manche Menschen so wunderbare Führungskräfte sind und Unglaubliches auf den Weg bringen. Seine Empfehlungen:
Für den Körper: Stell dir vor, dass du einen Herzinfarkt gehabt hast. Lebe entsprechend.
Für den Verstand: stell dir vor, dass alles Wissen eine Halbwertszeit von zwei Jahren hat. Bereite dich entsprechend vor.
Für dein Herz: Stell dir vor, dass alles, was du über jemand anderen sagst, von diesem mitgehört wird. Rede entsprechend.