Unsere Gedanken prägen Wirklichkeit

In diesen Tagen gehen viele Menschen auf die Straße, um ihrem Protest gegen Fundamentalismus und rechte Gesinnungen Ausdruck zu verleihen. Wir alle merken, es ist ein Nerv in unserer Gesellschaft berührt worden, an dem wir nicht mehr einfach vorbeigucken können. Wir müssen uns positionieren.

Was ist uns wichtig?

Welche Werte wollen wir vertreten sehen?

Was macht Leben für uns wertvoll?

Hier werden spirituelle Fragen berührt

Warum ich hier im Blog diese Ereignisse aufnehme? Letztlich geht es um spirituelle Fragen, die hier berührt werden.

Zum einen die Frage nach den Werten. Wenn wir aus der Perspektive des göttlichen Geistes auf Leben schauen, was zeichnet es aus? Qualitäten, die dazu gehören, sind sicherlich auch: wertvolles Leben, Vielfalt, bedingungslose Liebe, großartige Kreativität, mit Weisheit erfüllt, ein einzigartiger Ausdruck.

Wenn wir uns klar machen, dass es aus dieser Perspektive niemals mehr oder weniger wertvolles Leben geben kann, was bedeutet das für meine Haltung, mit der ich mir selber und anderen begegne?

Diese Gedanken dürften vielen von uns vertraut sein, auch wenn solches durchzubuchstabieren und im Alltag mit Handeln zu füllen sicherlich nicht immer nur einfach fällt. Denn letztlich heißt es auch mit Respekt Menschen zu begegnen, welche nichts von alledem verkörpern. Menschen, bei denen man den Eindruck hat, dass sie vollkommen vergessen haben, dass göttliche Kraft sie lebendig hält.

Welche Wirkung hat es, wenn wir uns auf Negativschlagzeilen fokussieren?

Eine weitere spirituelle Frage liegt nicht so offensichtlich auf der Hand. Ich bin kürzlich drüber gestolpert, als ich einen Post in den Social Media las. Dort wurde Bezug genommen auf so ganz viele Dinge, die von Hass und Krieg und Macht erzählen, welche die Tagesnachrichten der Medien bestimmen.

Im spirituellen Kontext gibt es ein Prinzip: Unsere Gedanken bestimmen unsere Wirklichkeit.

Wir selber kennen solches in vielerlei Weise aus dem Leben. Wenn wir verliebt sind, sieht die Welt ganz anders aus als wenn wir uns maßlos ärgern. Wenn Sorgen und Krankheit unser Leben bestimmen, fühlt es sich so ganz anders an, als wenn Leichtigkeit und Freude den Alltag ausmachen. Und dann hören und lesen wir eben auch Dinge anders, agieren anders, handeln anders.

Na klar, denkst du vielleicht. So ist es. Was aber, wenn es gar nicht so ist, dass wir nicht nur quasi mit einer anderen Brille jeweils auf die Welt schauen, sondern dass wir mit unseren Gedanken die Themen auch anziehen? Dass das Gute uns findet, wenn wir innerlich entspannt und ruhig sind, und die vielen sorgevollen und schwierigen Erfahrungen sich mehren, wenn wir innerlich sorgevoll, ängstlich oder auch wütend sind? Es sich so verhält, dass die Welt im Außen im Grunde nur der Spiegel unserer inneren Welt ist?

Das Außen spiegelt unsere Innenwelt wieder. Oder auch: ich ernte, was ich säe.

Wenn ich das konsequent weiterdenke, wird deutlich, welche Macht unseren Gedanken zukommen, ganz allgemein, aber auch im Kontext der Positionierung gegen rechtes Gedankengut. Jeder Post, der das Unrecht anprangert, jeder wütende Protest stärkt im Grunde nur die Negativspirale und die zerstörerische Energie der anderen, denn er gibt ihnen Raum und Sichtbarkeit.

Um wirklich einen Unterschied zu machen, sollten wir uns sehr klar werden: Bin ich gegen etwas – oder für etwas? Ob gegen oder für ist keine triviale Frage. Aus der Psychologie wissen wir, dass unser Körper Negativaussagen nicht wahrnehmen kann. Für ihn macht es keinen Unterschied, ob ich sage: „Denke nicht an einen rosa Elefanten“, oder „denke an einen rosa Elefanten“. Beide Male denke ich an einen rosa Elefanten.

Um also mit unseren Gedanken Welt zu gestalten ist es nötig, sich der eigenen Gedanken sehr bewusst zu werden. Je nachdem, wie wir sie formulieren, verändert sich unsere Wahrnehmung, fühlen wir uns innerlich kraftvoller oder schwächer, erleben wir mehr oder weniger Resonanz, bewirken wir mehr oder weniger durch unser Tun.

Unsere größte Kraft liegt dort, wo wir aus der inneren Ruhe und in Resonanz mit dem Göttlichen beginnen, unsere Gedanken zu formulieren und von da aus zu handeln.

Wenn wir also wirksam in unserem Umfeld Dinge zum Besseren verändern wollen, so beginnt alles damit, dass wir die Beziehung zu dem göttlichen Teil in uns stärken. Von da aus entstehen die Gedanken, die den Unterschied machen. Und sie bewirken etwas, in uns, in anderen.

Noch eine Geschichte zum Abschluss:

Was du denkst, erwartet dich.

Zu einem weisen Mann kam ein Fremder, um sich in dessen Stadt niederzulassen. Er fragte ihn: „Was für Leute wohnen hier?“. Der Weise aber wollte zunächst wissen: „Was für Leute wohnen in deiner Heimatstadt?“ „Ach, unfreundliche und egoistische Menschen!“ „So“, entgegenete der Weise, „die gleiche üble Sorte wohnt hier!“
 
Bald kam ein anderer zu ihm mit derselbsen Frage. Auch diesem stellte er zuerst die Gegenfrage: „Was für Menschen wohnen in der Stadt, in der du bisher wohntest?“ Der Fremde sagte: „Ich ziehe nur ungern anch hier; denn dort wohnen sehr liebenswürdige Menschen!“. Da beruhigte ihn der Weise: „Solche prächtigen Menschen warten auch hier auf dich!“.
 
 
 

Vor vielen Jahren fand ich diese Geschichte. Ursprünglich erschienen ist sie – nach meinen Quellenangaben – in: H.Th. Hamblin, In dir ist die Kraft. Erschienen im Bauer-Verlag 1971